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Wissenschaftliche Mitarbeit im Bereich Wirtschaftsstrafrecht in Frankfurt

Theresa Rieth ist seit Herbst 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ADVANT Beiten im Bereich Wirtschaftsstrafrecht und Compliance in Frankfurt tätig. Hier erzählt sie von ihren Praxiserfahrungen, dem Kanzleileben und den Umstellungen ihres Arbeitsalltags durch Corona.

Wie sind Sie damals auf ADVANT Beiten aufmerksam geworden und warum haben Sie sich für eine Tätigkeit hier entschieden?

Ich bin durch ein Gespräch mit Frau Herzog auf einer Karrieremesse an der Universität in Frankfurt auf ADVANT Beiten aufmerksam geworden. Hintergrund war, dass ich die Zeit zwischen Ende des Studiums und Beginn des Referendariats sinnvoll nutzen wollte. Nach 6 Jahren Studium hatte ich das Lernen satt und wollte Arbeitserfahrung sammeln, bevor es mit dem Referendariat und damit auch dem Lernstress weitergehen sollte. Aufgrund meines Interesses an wirtschaftlichen Zusammenhängen, hatte ich Lust eine Großkanzlei kennen zu lernen. Somit ergriff ich die Chance, auf der Karrieremesse mit möglichst vielen Kanzleien in Kontakt zu treten und bewarb mich anschließend bei denen, die mir am meisten zusagten. Da ich eine Begeisterung für das Strafrecht hege interessierte ich mich für den Bereich Wirtschaftsstrafrecht und Compliance. Die Entscheidung für ADVANT Beiten fiel letztlich im Bewerbungsgespräch mit den Rechtsanwälten Jörg Bielefeld und Timo Handel. Die Atmosphäre war, anders als ich es von einer Großkanzlei erwartet hatte, nicht steif und arrogant, sondern bodenständig und herzlich, so dass ich mich vom ersten Moment an wohlfühlte. Beeindruckt hat mich auch, dass mir im Gespräch nicht nur von der Kanzlei und ihren Vorzügen berichtet, sondern mir auch viele sowohl persönliche als auch fachliche Fragen gestellt wurden. So war mir schnell klar: Hier wird großer Wert auf qualitativ hochwertige Arbeit gelegt. Zudem stellte sich bei mir das Gefühl ein, dass ich auch als Wissenschaftliche Mitarbeiterin eng in das Team mit eingebunden und als Person ernstgenommen werden würde.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Dieses Gefühl bestätigte sich auch rasch in meinem Arbeitsalltag. Da mir ein Arbeitsplatz in unmittelbarer Nähe zum Team zugewiesen wurde, fühlte ich mich schnell zugehörig. Mein Arbeitstag begann meist mit einem Gespräch - bzw. in Zeiten von Corona mit einem Telefonat - mit meinem Ansprechpartner, der mir Arbeitsaufträge erteilte, die ich nach einer kurzen Einweisung eigenständig bearbeitete. Im Fall von Problemen oder Rückfragen standen sowohl er als auch unser zuständige Partner mir jederzeit zur Verfügung. Man nahm sich stets die Zeit, mir auch komplexe Sachverhalte verständlich näher zu bringen.

Solange Corona es zuließ, konnte ich daneben auch am regen Sozialleben der Kanzlei teilnehmen. In den gemeinsamen Mittagessen mit meinem Ansprechpartner, den Sekretärinnen oder anderen WiMas und Referendaren fand ich häufig nicht nur Antworten auf meine fachlichen Fragen, sondern auch auf Fragen, die sich mir - abseits von meinem Arbeitsalltag – z.B. hinsichtlich meiner beruflichen Laufbahn oder dem damals kurz bevorstehenden Referendariat stellten.

Und wie hat sich Ihre Arbeit durch Corona verändert?

Seit Beginn der Corona-Krise bin ich überwiegend vom Home Office aus tätig. Dies war eine Umstellung, die mir zunächst nicht sonderlich behagte, da mir gerade der enge Austausch im Team und die offene Arbeitsatmosphäre im Büro viel Freude bereitet hatten. Nach kurzer Zeit konnte ich jedoch feststellen, dass meine anfänglichen Sorgen unbegründet waren und der Austausch auch übers Telefon reibungslos funktionierte. Lediglich die gemeinsamen Mittagessen und Kaffeepausen konnte dieses nicht ersetzen.

Was macht Ihnen Spaß an Ihrer Tätigkeit bei ADVANT Beiten?

An der Arbeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei ADVANT Beiten begeisterten mich insbesondere der abwechslungsreiche Arbeitsalltag und die anspruchsvolle Tätigkeit. Kein Arbeitstag glich dem anderen. Zu meinen Aufgaben zählte nicht nur die Erarbeitung eigenständiger Lösungsvorschläge zu unterschiedlichen juristischen Fragestellungen, sondern ich wurde auch in die Mandatsarbeit miteinbezogen. Daneben oblag es mir, relevante aktuelle Themen in Rechtsprechung und Gesetzgebung zu verfolgen und in Abstimmung mit meinem Betreuer Blogbeiträge für die ADVANT Beiten Homepage vorzubereiten sowie an einem Beitrag in einer juristischen Fachzeitschrift mitzuarbeiten. Die abwechslungsreiche Arbeit ermöglichte es mir, einen Einblick in verschiedene Themengebiete und Aufgabenstellungen zu erhalten und sorgte dafür, dass mir nie langweilig wurde. Darüber hinaus ist das Wirtschaftsstrafrecht eine spannende und vielschichtige Materie, die aus dem Universitätsalltag häufig noch wenig bekannt ist. Zwar beschäftigte ich mich teils auch mit klassischen, in wirtschaftliche Zusammenhänge eingebetteten Fragestellungen des universitären Strafrechts, insbesondere durfte ich mich aber auch in mir noch unbekannte Tatbestände, z.B. im Bereich der Steuer- oder Korruptionsdelikte einarbeiten, was eine Herausforderung war, die mir total viel Spaß machte. Ich hatte selten das Problem, mich einer Thematik nicht annähern zu können, da ich zu jeder Aufgabenstellung eine Einweisung erhielt. Rückfragen mussten mir nie unangenehm sein, sondern waren stets ausdrücklich erwünscht. Umgekehrt hatte ich durchweg das Gefühl, dass auch meine Argumente und Ideen gehört und ernst genommen wurden, so dass ich mich schnell als vollwertiges Teammitglied fühlte. Zudem gefiel mir die lockere, persönliche Arbeitsatmosphäre, die sich durch einen Umgang auf Augenhöhe auszeichnete.

Was war das spannendste, das Sie in Ihrer Zeit bei ADVANT Beiten bisher erlebt haben?

Die bisher spannendste Aufgabe war die Sichtung von Dokumenten eines virtuellen Datenraums im Rahmen einer internen Untersuchung. Über mehrere Wochen mussten E-Mails und digitalisierte Dokumente durchforstet und mögliche be- sowie entlastende Informationen identifiziert werden. Auch wenn es nicht immer einfach war, die Konversationen und Unternehmensinterna zu durchdringen, empfand ich diese Zeit als unfassbar aufregend, die Stunden vergingen wie im Flug, man arbeitete hochkonzentriert und war bedacht, ja nichts zu übersehen.

Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, schon während des Studiums erste Praxiserfahrungen in einer juristischen Tätigkeit zu sammeln?

Immens wichtig. Nach dem Referendariat stehen einem als Volljuristin so viele Tätigkeitsfelder mit ganz unterschiedlichen Arbeitsanforderungen offen. Ich halte es für sehr wichtig, sich während Studium und Referendariat nicht nur darauf zu konzentrieren, welches Rechtsgebiet einen in der Theorie begeistert, sondern, sich auch schon konkret darüber Gedanken zu machen, was einem im späteren Arbeitsumfeld wichtig ist und welche Arbeitsweise einem liegt. Diesbezüglich gilt, Probieren geht über Studieren.

Ich glaube, dass es immer von den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Erwartungen abhängt, welcher Arbeitsplatz zu einem passt. Diese kann man aber nur definieren, wenn man sie auch kennt. Gerade weil das Jurastudium fast ausschließlich in der Theorie stattfindet, sollte jeder frühzeitig Erfahrungen in der Praxis sammeln. Außerdem kann man nur durch Praxiserfahrung mögliche Vorurteile überwinden. Ich für meinen Teil hegte lange Zeit Vorurteile gegenüber Großkanzleien. Ich hielt die Anwälte dort für überheblich und die Arbeitsatmosphäre für kompetitiv. Nach einem Praktikum in einer anderen Großkanzlei und meiner Tätigkeit als WiMa bei ADVANT Beiten konnte ich dieses Vorurteil überwinden. Anstatt bestimmte Tätigkeitsfelder bereits während des Studiums per se für sich auszuschließen, halte ich es daher für klüger, möglichst viele potenzielle Arbeitgeber kennen zu lernen und sich ein persönliches Bild zu machen.

Würden Sie rückblickend in Ihrem Jurastudium etwas anders machen?

Rückblickend würde ich tatsächlich versuchen, noch früher Arbeitserfahrung zu sammeln. Zweifelsohne sollte, wer das Jurastudium erfolgreich absolvieren möchte, auch sein Hauptaugenmerk auf das Studium legen. In der Arbeitswelt sind allerdings - neben fundierten juristischen Kenntnissen, die selbstverständlich unerlässlich sind - meiner bisherigen Erfahrung nach auch Fähigkeiten gefragt, die man nicht im Studium, sondern nur in der Praxis erwerben kann.

Haben Sie abschließend noch einen Tipp für andere angehende Juristinnen und Juristen?

Probiert euch aus, tauscht euch aus und habt keine Angst vor etwaigen Rückschlägen. Ich glaube gerade in der juristischen Ausbildung und für den Berufsstart ist es wichtig, auch eine gewisse Fehlertoleranz mitzubringen. Damit meine ich nicht, sich eine nachlässige Arbeitsweise anzueignen, sondern ganz im Gegenteil, sein Bestes zu geben aber auch bei Niederlagen nicht aufzugeben, sondern diese als Teil des Lernprozesses anzuerkennen. Gerade am Anfang von Studium, Referendariat oder Beruf wird man den einen oder anderen Fehler machen, egal wie sehr man sich anstrengt. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Was ich lernen durfte ist, dass es meist gerade in der Anfangszeit von Vorteil ist, Unsicherheiten offen anzusprechen, zu ihnen zu stehen und erfahrenere Mitstudierende oder Vorgesetzte um Hilfe zu bitten. Authentizität ist hier ein wichtiges Stichwort. Im Studium sollte man sich von dem Gedanken verabschieden jeden Meinungsstreit, jede Definition und sämtliche BGH Urteile der vergangenen Jahre auswendig zu lernen, sondern sollte sein Augenmerk darauf legen, die juristische Systematik und die juristische Denkweise sowie die Gesamtzusammenhänge zu verstehen.